ISG Blockade selbst lösen – und warum Du trotzdem immer wieder Schmerzen hast?
Iliosakralgelenk ist ein kleiner Zungenbrecher und deswegen gern mit ISG abgekürzt. Das Wort setzt sich aus den beiden dazugehörigen Knochen zusammen. Der lateinische Begriff „Ilio“ steht für das Os Ilium, das Darmbein und „Sakral“ für das Os sacrum, das Kreuzbein. Deswegen wird es auch Kreuzdarmbeingelenk genannt.
Der Sitz des Kreuzdarmbeingelenks / Iliosakralgelenk:
Das ISG besteht aus zwei Gelenken, die links und rechts die Beckenschaufeln (Darmbein) mit dem Kreuzbein über sehr straffe Bänder verbinden. Ebenso der Übergang im Bereich der Wirbelsäule, der zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem Steißbein liegt. Wegen dieser Zwischenposition lässt es nur einen minimalen Spielraum zu. Dieser wird durch die Muskeln, Bänder und durch dickes Bindegewebe – die Faszien möglich.
ISG Blockade – wie entsteht sie?
Eine falsche Bewegung, ein Umknicken, Ausrutschen oder instabiles Laufen reicht und das Kreuzdarmbeingelenk verliert seine natürliche Position. Der gesamte Körper gerät aus dem Gleichgewicht und der Energiefluss des Lebens ist beeinträchtigt. Oft sind einseitige ziehende Schmerzen im Gesäß, in der Leiste und sogar bis zum Knie die Folge. Es kann sogar sein, dass der Schmerz danach wieder nachlässt. Aber der Schiefstand bleibt und jetzt muss der Körper sich auf diese Veränderung umstellen. Die Wirbelsäule beginnt das schiefe Becken auszugleichen, wodurch aber die Wirbel und damit auch die Bandscheiben fehlbelastet werden. Das hat zur Folge, dass die Muskeln und das Fasziennetz sich verspannen. Dadurch, dass das Becken nicht mehr gerade ausgerichtet ist, kommt es auch zu ungleichen Beinlängen. Nach unten hin führt es zu Fehlbelastungen in den Hüft- und Kniegelenken.
Warum kommt es immer wieder zu einer Blockade im ISG?
Die häufigsten Rückenschmerzen, aber auch Nackenschmerzen sowie Hüft- und Beinschmerzen sind die Folge einer Irritation oder Blockade des Iliosakralgelenks. Muskeln und Faszien, die überlastungsbedingt verspannt sind, werden aber mit der Zeit immer instabiler. Das wiederum führt zu einem Ungleichgewicht im gesamten Stützsystem. Die Symptome können von Rückenschmerzen über Nackenschmerzen, innerer Unruhe, Migräne, Schlafstörungen bishin zu Magen-Darm-Störungen reichen. Dabei ist es hier wichtig, die verschiedenen möglichen Ursachen zu erkennen. Diese können körperlich aber auch psychisch sein.
Welche körperlichen Ursachen können zu Störungen im Kreuzdarmbeingelenk führen?
das Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen
generelles schiefes Sitzen
Tragen von Babys oder Kleinkindern auf einer Körperseite
Tragen von schweren Gegenständen auf einer Körperseite
sogar das Tragen von Handtaschen nur auf einer Körperseite (und die sind auch definitiv nicht leicht)
Fehlbelastungen der Beine beim Stehen
Fußfehlhaltungen
Schlafen in nur einer Seitenlage
schwache Beckenbodenmuskeln
Seelische und psychische Ursachen, die sich auf das Kreuzdarmbeingelenk auswirken:
Ein großes Thema ist Stress. Unter Stress spannt sich der Hüftbeuger Muskel auf Dauer so sehr an, dass es zu einer Blockade im ISG führen kann. Lies dazu hierauf jeden Fall meinen Artikel, den ich speziell über den Hüftbeuger Muskel als „Seelenmuskel“ geschrieben habe.
Unerfüllte seelische Bedürfnisse können auch Auslöser für eine Blockade sein. Zum Beispiel wenn das Sicherheitsbedürfnis bedroht ist. Eine Veränderung der Lebenssituation, eine Trennung der Partnerschaft, der Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Probleme oder ein Umzug. All das sind oft unbewusste Ängste und Sorgen, die Unsicherheit auslösen und demzufolge innere Anspannungen verursachen.
Auch „unterdrückte Wut“ hat ihren Sitz im ISG. Ich kenne das so gut, denn ich war früher eine Meisterin im Unterdrücken meiner Wut. Wütend zu sein, habe ich mir oft nicht getraut. Wenn das Fass aber einmal zum Überlaufen kam und ich es nicht mehr halten konnte, dann habe ich vor Wut immer etwas kaputt gemacht. Das hat sich geändert, als ich unseren Boxsack neu für mich entdeckt habe. Diese aufgebaute Wut einfach rauszulassen und bis zur Erschöpfung draufzuhauen. Unglaublich befreiend und das Gefühl der Leichtigkeit hinterher entspannte mich und auch meinen gesamten Körper.
Was kannst Du tun?
Betrachte Dich:
Wenn Du in den Spiegel schaust: Hängt eine Schulter etwas tiefer als die andere? Auf der Seite der tiefer hängenden Schulter hat da Deine Taille einen deutlicheren Knick als auf der anderen Seite? Wenn ja, versuche Dein Becken etwas in der Position zu verändern. Kannst Du einen Unterschied erkennen?
Eine Möglichkeit, um einen Engpass in einer Körperseite (sprich die kürzere Seite) wieder mehr aufzudehnen, wäre folgende Übung:
Komm in die Rückenlage. Lege Deine Arme hinter Deinem Kopf ab. Ziehe die Arme noch einmal lang aus den Schultern raus und den gesamten Oberkörper weit auf eine Seite. Gern kannst Du nachsetzen. Dabei bleibt Dein Gesäß liegen. Danach laufe mit den Füßen seitlich zur gleichen Seite. Dabei bleibt auch hier das Gesäß weiter unbewegt. Nehme die Dehnung über der geöffneten, langen Körperseite über das Becken wahr. Atme jetzt tiefer und wenn Du tief ausatmest, atme dann genau in diesen Bereich hinein. Mit jeder Ausatmung sinke tiefer in den Boden hinein. Verbleibe für 3-5 Minuten hier. Ein Tipp: Wenn Du Deine Arme nicht auf dem Boden über Deinem Kopf ablegen kannst, hilft Dir ein Kissen oder eine Decke zur Unterstützung.
Reflektiere Dich:
Wenn Du Dir die Ursachen für Irritationen und Blockaden im Kreuzdarmbeingelenk oben durchliest, findest Du Dich irgendwo wieder? Mach Dir diese einseitigen Bewegungsmuster im Alltag bewusst und versuche sie auszugleichen.
Wie sieht es mit den psychischen Hintergründen aus? Ist eine der Ursachen auf Dich sogar zutreffend? Was bewegt Dich innerlich und was macht Dich unsicher? Ist ein Boxsack auch für Dich eine Variante, um die aufgestaute Wut kontrolliert rauszulassen?
Hinterfrage Unklarheiten:
Viel zu schnell werden heute leider Einlegesohlen zum Ausgleichen der Beinlängen verschrieben. Somit kann die Beinlängendifferenz (wenn sie aus muskulär-faszialen Gründen hervorgeht), nicht mehr auf natürliche Weise ausgeglichen werden. Denn mit dem permanenten Tragen der Einlegesohlen ist sie praktisch manifestiert. Solltest Du Einlegesohlen tragen, lass Dir von dem Orthopäden oder dere Orthopädin genau erklären, warum diese notwendig sind.
Mein Fazit:
Nach meinen Erfahrungen kannst Du eine schmerzhafte ISG Blockade als Laie nur selten allein lösen. Suche Dir dafür einen guten Osteopathen oder eine Osteopathin. Er oder sie wird auch die beteiligten Muskelgruppen, die generell für die Spannung sorgen, gleich mit behandeln. Und selbst wenn es Dir gelingen sollte, dann ist die Entspannung nur für kurze Zeit garantiert. In den meisten Fällen ist sie nach ein paar Wochen wieder da. Und der Teufelskreis geht wieder von vorn los. Wenn Du auf Dauer schmerzfrei sein willst, mach Dich mit den Ursachen vertraut und schau genau hin, wo Dein Thema ist. Da braucht es Deine Aufmerksamkeit und vor allem stetige Kontinuität beim Üben. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass Du durch Yoga auf körperlicher Ebene und gleichzeitig auch innerlich lernst, Dich zu entspannen. Es braucht unverweigerlich beides um wieder schmerzfrei zu sein.
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Unter diesem Blogartikel findest Du außerdem drei Übungen bei Schmerzen und die Dir helfen Dein Kreuzdarmbeingelenk generell zu stabilisieren.
Namasté
Doreen
Die „Taube“ ist eine effektive Dehnübung, die Dein ISG aber auch Deinen Hüftbeuger mobilisiert. Gleichzeitig wird Dein Gesäß und die Oberschenkelrückseite gedehnt.
Das „Krokodil“ ist eine entspannende Drehhaltung. Dadurch können sich Spannungen in der Wirbelsäule lösen, vor allem in der Lendenwirbelsäule. Der Nacken und auch die Schultern werden gleichzeitig mit sanft gedehnt.
„Katze“ und „Kuh“ im Wechsel lässt sich sehr einfach üben. Hier wird die komplette Wirbelsäule bewegt, bishin zum Iliosakralgelenk. So kannst Du erstmal Schmerzen lindern und weitere Rückenbeschwerden vorbeugen.